Stromschulden — was kann ich tun?

Informieren Sie sich, was Sie bei Stromschulden tun und wo Sie Hilfe finden können. Lowell informiert z. B., wann und wie lange Strom abgestellt werden darf.

Schulden beim Stromanbieter sind ein großes und weit verbreitetes Problem in Deutschland. Pro Jahr geraten rund vier bis fünf Millionen Haushalte in Deutschland mit ihren Stromrechnungen in Zahlungsrückstand und erhalten Mahnschreiben. 

Die Ursachen dafür sind vielfältig — steigende Strompreise, Einkommensverlust durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Unfälle. Egal, wie es dazu gekommen ist - wenn der Rückstand eine bestimmte Höhe erreicht, droht die Stromsperre. 

Was kann man tun, um das zu verhindern? Dieser Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Möglichkeiten.

Hilfe bei Stromschulden — Kontakt mit dem Energieversorger aufnehmen

Der erste Schritt sollte immer sein, mit dem Energieversorger direkt in Kontakt zu treten. Viele Stromsperren können bereits im Vorfeld durch eine einvernehmliche Lösung zwischen Kunde und Versorger abgewendet werden.

Folgende Optionen gibt es:

Ratenzahlung vereinbaren

Oft ist es möglich, die Zahlung in Raten aufzuteilen. So können die Schulden über einen längeren Zeitraum in kleinen, leichter stemmbaren Beträgen beglichen werden. Wichtig ist, dass die Höhe der Rate realistisch kalkuliert wird. Lieber kleinere Raten über einen längeren Zeitraum, als sich mit zu hohen Raten selbst unter Druck zu setzen.

Zahlungsaufschub (Stundung) verhandeln

Eventuell kommt auch ein zeitweiser Zahlungsaufschub in Frage, um wieder zu finanziellem Spielraum zu kommen. Hier muss im Einzelfall verhandelt werden, welche Lösung angemessen ist.

Erhöhung der Abschlagszahlung

Damit sich Rückstände nicht wieder aufbauen, kann eine Erhöhung der monatlichen Abschlagszahlung sinnvoll sein. So lassen sich hohe Nachforderungen vermeiden.

Der Kontakt zum Energieversorger sollte in einem sachlichen Gespräch gesucht werden, in dem die eigene Situation geschildert wird. Oft zeigen die Versorger Entgegenkommen, wenn der Kunde bereit ist, eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Stromschulden was tun? Finanzielle Unterstützung beantragen

Bei Arbeitslosigkeit oder sehr geringem Einkommen haben einkommensschwache Haushalte die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zur Begleichung von Stromschulden zu beantragen:

Unterstützung durch Jobcenter oder Sozialamt

Bezieher von Bürgergeld oder Sozialhilfe können beim zuständigen Jobcenter oder Sozialamt einen Antrag auf ein Darlehen zur Begleichung der Stromschulden stellen. Die Rückzahlung erfolgt dann in monatlichen Raten durch Einbehalt von der laufenden Bürgergeld- bzw. Sozialhilfezahlung.

Wichtig: Der Antrag sollte gestellt werden, bevor eine Stromsperre bereits vollzogen wurde.

Härtefallfonds der Bundesländer

In den meisten Bundesländern gibt es spezielle Härtefall- oder Energieschuldenfonds. Diese bieten einkommensschwachen Haushalten zinslose Darlehen an, um drohende Stromsperren abzuwenden. Die Fonds werden beispielsweise in Bayern, NRW oder Niedersachsen angeboten. Die Antragsstellung erfolgt bei den regionalen Sozial- oder Wohlfahrtsverbänden.

Stromspar-Check

Bei problematischem Energieverbrauch können einkommensschwache Haushalte eine kostenlose Energieberatung in Anspruch nehmen. Der sogenannte Stromspar-Check wird von Sozialverbänden wie der Caritas angeboten. Ehrenamtliche Berater überprüfen die Haushaltsgeräte und helfen, den Verbrauch zu senken.

Energieverbrauch reduzieren

Oft liegen die Probleme bei der Bezahlung der Stromrechnungen auch in einem hohen Energieverbrauch begründet. Folgende Maßnahmen können helfen, den Verbrauch zu reduzieren:

  • Geräte austauschen: Alte Haushaltsgeräte wie Kühlschrank oder Waschmaschine können enorme Stromfresser sein. Moderne Geräte mit Effizienzlabel A verbrauchen deutlich weniger Energie.
  • Lampen austauschen: Der Austausch von alten Glüh- und Halogenlampen gegen LEDs reduziert den Stromverbrauch für Beleuchtung um bis zu 90 Prozent.
  • Stand-by vermeiden: Elektrogeräte im Ruhemodus verbrauchen unnötig Strom. Konsequentes Ausschalten und Stecker ziehen spart 5-10% des Gesamtverbrauchs.
  • Heizung überprüfen: Schlecht eingestellte oder defekte Heizungen erhöhen den Energieverbrauch enorm. Heizung warten lassen und richtig einstellen spart bis zu 20% Heizkosten.
  • Stromanbieter wechseln: Oft lassen sich durch einen Wechsel des Stromanbieters die Kosten deutlich senken. Vergleichsportale helfen, günstigere Tarife zu finden.

Durch solche Maßnahmen lassen sich der Energieverbrauch und damit die Stromkosten dauerhaft senken, so dass Zahlungsschwierigkeiten weniger wahrscheinlich werden.

Wie lange darf der Strom abgeschaltet werden?

Bevor es zu einer Stromsperre kommt, müssen rechtliche Voraussetzungen erfüllt sein. Folgende Punkte sind zu beachten:

  • Eine Stromsperre darf nicht unverhältnismäßig sein. Bei Krankheit oder Härtefällen kann sie unzulässig sein.
  • Eine Stromsperre ist grundsätzlich erst bei Zahlungsrückständen von mindestens 100 Euro zulässig. Bei kleineren Beträgen ist sie unzulässig.
  • Der Energieversorger muss die Sperre mindestens 4 Wochen vorher schriftlich androhen.
  • Mindestens 8 Werktage vor der geplanten Sperre muss eine letzte schriftliche Mahnung und Androhung der Sperre erfolgen.

Bestehen Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer angedrohten Stromsperre, sollten Verbraucherzentralen oder Rechtsberater zurate gezogen werden.

Finanzielle Hilfe bei Stromschulden

Geraten Stromschulden außer Kontrolle und droht trotz aller Bemühungen eine Stromsperre, sollten als letzter Ausweg professionelle Beratungsstellen genutzt werden:

  • Schuldnerberatung: Wenn die Schulden insgesamt zu hoch sind, hilft eine staatlich anerkannte Schuldnerberatungsstelle. Die Berater helfen, die Finanzen zu ordnen, Zahlungen zu stunden und Ratenzahlungen auszuhandeln. Die Beratung ist meist kostenlos oder günstig.
  • Rechtsberatung: Um die Rechtmäßigkeit einer Stromsperre prüfen zu lassen oder rechtlich dagegen vorzugehen, kann rechtliche Beratung sinnvoll sein. Ansprechpartner sind Rechtsanwälte, Verbraucherzentralen oder Mietervereine.
  • Sozialpsychiatrischer Dienst: Bei psychischen Problemen, die zur Überschuldung geführt haben, kann der Sozialpsychiatrische Dienst helfen. Er berät zu Finanzfragen und therapiert Grunderkrankungen.

Mit professioneller Hilfe lassen sich selbst scheinbar ausweglose Situationen oft noch zum Positiven wenden. Daher sollte man sich nicht scheuen, rechtzeitig fachkundige Unterstützung hinzuzuziehen.

Fiktives Fallbeispiel: Familie Dieter — Strom nicht bezahlt was passiert?

Die vierköpfige Familie Dieter aus einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg hat sich in den letzten Jahren einen erheblichen Schuldenberg aufgebaut. Herr Dieter arbeitet als Lagerist, Frau Dieter bezieht derzeit Bürgergeld. Durch das geringe Einkommen reicht das Geld häufig nicht, um alle Rechnungen pünktlich zu bezahlen.

Auch die Stromrechnungen konnten schon seit Monaten nicht mehr beglichen werden, so dass sich inzwischen ein Rückstand von über 800 Euro angehäuft hat. Als dann ein Schreiben des Stromanbieters eintrifft, in dem eine Stromsperre angekündigt wird, ist der Schock groß.

Kontakt mit Stromanbieter

Herr Dieter ruft sofort bei seinem Stromversorger an und schildert die Situation. Der freundliche Mitarbeiter im Kundencenter zeigt Verständnis und erklärt, dass die Sperre verhindert werden kann, wenn ein Teilbetrag bezahlt wird und ein Plan zur Abzahlung des Restbetrags vereinbart wird.

Ratenzahlung und Erhöhung der Abschlagszahlung

Gemeinsam wird folgende Vereinbarung getroffen:

  • Die Familie Dieter bezahlt innerhalb einer Woche 300 Euro als Teilbetrag.
  • Der Restbetrag von 500 Euro wird in Raten von 100 Euro pro Monat abbezahlt.
  • Die monatliche Abschlagszahlung wird um 20 Euro auf 60 Euro erhöht, um zukünftige Rückstände zu vermeiden.

Für die erste Ratenzahlung leihen sich die Dieter Geld von Verwandten, die weiteren Raten können sie selbst aufbringen.

Hilfe durch das Jobcenter

Da das Geld sehr knapp ist, stellt die Familie einen Antrag beim Jobcenter auf Übernahme der Stromschulden. Dieser wird bewilligt in Form eines zinslosen Darlehens. Die Raten für die Rückzahlung dieses Darlehens werden dann vom Bürgergeld abgezogen.

Dadurch entlastet diese Hilfe die angespannte Haushaltskasse der Familie Dieter enorm. Ohne diese Unterstützung wäre die Abzahlung kaum zu schaffen gewesen.

Familie Dieter meistert die Krise

Durch das beherzte Handeln der Familie und die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten gelingt es, die Stromschulden unter Kontrolle zu bringen:

  • Die Stromsperre kann abgewendet werden.
  • Die Schulden beim Stromanbieter werden nach Plan zurückgezahlt.
  • Die laufenden Kosten konnten durch Sparmaßnahmen gesenkt werden.
  • Mit der Unterstützung des Jobcenters ist die Situation nun wieder beherrschbar geworden.

Die Familie Dieter hat aus der Krise gelernt und ist nun besser vorbereitet, sollte das Geld nochmal so knapp werden. Der offene Umgang mit der Situation war der richtige Weg, um die Stromschulden zu überwinden.

Fazit

Stromschulden sollten nicht ignoriert, sondern frühzeitig und aktiv angegangen werden, um eine Stromsperre zu verhindern. Neben der Kontaktaufnahme zum Energieversorger gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Situation zu entschärfen - von finanzieller Unterstützung über Energiesparmaßnahmen bis hin zu professionellen Beratungsangeboten.Wichtig ist, dass man die eigenen Rechte und Möglichkeiten kennt und den guten Willen zeigt, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Dann lässt sich auch in scheinbar ausweglosen Situationen meist noch eine Lösung finden, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Entscheidend sind frühzeitiges Handeln und die Bereitschaft, Beratungsangebote wahr- und Hilfe anzunehmen.

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Kontaktieren Sie uns oder lesen Sie mehr in unseren Leitfäden zum Schuldenmanagement. Wir finden in jedem Fall gemeinsam eine passende Lösung in Ihrem Sinne.