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Insurtechs sind die „neuen Wilden“ der Versicherungsbranche. Mit einfachen Benutzeroberflächen und schnellen Prozessen haben sie sich vielversprechende Marktpositionen erarbeitet. Die Neodigital Versicherung AG aus Neunkirchen im Saarland ist eines von ihnen. Was machen sie anders und was kann ein Inkassounternehmen davon lernen? Dazu mehr von CEO Stephen Voss in Lowell Backstage.
Die feine Linie zwischen Selbständigkeit und Verlorensein oder:
Warum man ein totes Pferd nicht neu beschlagen sollte
Insurtechs sind die „neuen Wilden“ der Versicherungsbranche. Mit einfachen Benutzeroberflächen und schnellen digitalen Prozessen haben sie sich vielversprechende Marktpositionen erarbeitet. Neodigital aus Neunkirchen im Saarland ist eines von ihnen. Sie bieten ihre Produkte aus dem Sachversicherungsbereich – also z.B. Hausrat- oder Haftpflichtversicherungen – als eigenständiger Anbieter ebenso an wie als Plattform für etablierte Versicherer. Aber wie setzt man sich in einem Markt durch, der von Branchenriesen seit Jahrzehnten dominiert wird? Wo an jeder Straßenkreuzung ein Versicherungsmakler seine Dienste anbietet? Und was kann Lowell davon lernen, die sich auch dem Wettbewerb mit neuen Fintechs stellen müssen? Fragen, mit denen sich CEO Stephen Voss im Podcast mit Lowell-Kommunikationschef Niels Oelgart intensiv auseinandersetzt.
Nicht viele Menschen können ihr Hobby zum Beruf machen. Stephen Voss, CEO des Insurtechs Neodigital Versicherungs AG, zählt sich dazu. Der begeisterte Radfahrer und Herrchen von zwei Australian Shepherds bietet mit seinem Insurtech insbesondere Sachversicherungen an. Darunter – und da schließt sich der Kreis – auch Tierhaftpflicht- und Radversicherungen. Über diese Nischen weitet der Versicherungsexperte mit seinen mittlerweile 70 Kollegen das Geschäft immer weiter aus. Dabei sind es gerade die wenig beratungsintensiven Standardprodukte, bei denen sich durch Digitalisierung, Kundenfreundlichkeit und Effizienz Wettbewerbsvorteile erzielen lassen. Mit ergonomisch gestalteter und intuitiv bedienbarer Benutzeroberfläche sammelt der Newcomer Neukunde um Neukunde ein. Wobei es, wie Stephen Voss sagt, eine feine Linie ist zwischen eigenständiger Bedienbarkeit und sich im Stich gelassen fühlen. Bei aller Automatisierung – auf den „Rettungsfallschirm“ des eigenen Call Centers will das Unternehmen nicht verzichten. Noch nicht verzichten. Aber nicht nur Endkunden nutzen die Plattform von Neodigital. Als so genannte White-label Anwendungen finden sie sich auch bei etablierten Versicherern wie HUK-Coburg, Cosmos Direkt oder der Süddeutschen Krankenversicherung. Eine Strategie, die mittlerweile viele Fintechs verfolgen, nämlich Kooperation und Koexistenz statt Wettbewerb um jeden Preis. Der größte Unterschied zu den etablierten Versicherern? Die Geschwindigkeit. Bei Neodigital wartet man nach einer Mail nicht tagelang auf die Antwort. Sondern maximal eine Stunde. Nur so ist es möglich, auch in der Schadenregulierung Service Levels von 72 Stunden anzubieten. Aber nicht alles lässt sich kopieren oder verbessern. Der lang aufgebaute Kundenstamm und das Wissen um die Schadenhistorie lassen sich nicht einfach kopieren, so Voss. Insurtechs sieht er daher eher als Bereicherung denn als Bedrohung für die etablierten Unternehmen. Solange die es schaffen, die neuen Technologien auch für sich nutzbar zu machen. Eine Strategie, die er sich auch für etablierte Forderungsmanager wie Lowell vorstellen kann. Bei den Versicherungen werde das aber nicht mehr jedem helfen, wie Voss feststellt: „Wenn ein Pferd tot ist, lohnt es sich nicht, es neu zu beschlagen“.